Finther Kappe

Stammtisch Themen
Suche
Döner-Morde: Aufklärung verhindert
Veröffentlicht von Carina Lechner in Döner Morde • 21.08.2011
Nürnberg - Offenbar hat ein Informant angeboten, die Tatwaffe der „Döner-Morde“ zu
liefern. Weil die Ermittler seine Bedingungen nicht akzeptierten, soll er untergetaucht
sein.

Eine mit der Mordwaffe baugleiche Pistole wird im Polizeipräsidium in Dortmund vor eine
Bilderwand mit den Porträts von Opfern einer deutschlandweiten Mordserie, der so
genannten Döner- Morde

Der Schlüssel zu einer der unheimlichsten Mordserien Deutschlands ist eine tschechische
Pistole, Marke Ceska, Typ 83, Kaliber 7,65 Millimeter. Mit dieser Waffe wurden von 2000
bis 2006 neun Männer umgebracht. Der Münchner Gemüsehändler Habil K. zum Beispiel.
Oder die beiden Nürnberger Opfer: Enver S., ein Blumenhändler, und Ismayl Y., Inhaber einer Dönerbude. Zuletzt wurde im April 2006 der 21-jährige Betreiber eines Internetcafés in Kassel erschossen. Acht der Opfer waren Türken, eines ein Grieche, sie alle wurden in ihren kleinen Läden erschossen, mitten ins Gesicht, am helllichten Tag.

Warum sie sterben mussten, ist ungeklärt. Möglicherweise sind kriminelle Geschäfte der
Hintergrund. Die Soko „Bosporus“, die ihren Sitz in Nürnberg hatte, ist inzwischen
aufgelöst – endgültig zu den Akten sind die Fälle aber noch nicht gelegt. Jetzt waren die
Ermittler offenbar ganz nah dran, die sogenannten Döner-Morde aufzuklären – doch laut einem „Spiegel“-Bericht hat die Staatsanwaltschaft einen wichtigen Informanten verprellt.
Wie das Magazin in seiner aktuellen Ausgabe berichtet, hatte ein Mann Ende 20 den
Ermittlern angeboten, die mögliche Mordwaffe zu liefern. Der Informant namens Mehmet stamme aus dem Milieu mafiöser türkischer Nationalisten und arbeite seit längerem mit dem Verfassungsschutz zusammen – auch, um aus der Organisation auszusteigen.
Mehmet, so schreibt der „Spiegel“, wollte die Ermittler zu einer Schweizer Villa nahe des
Bodensees führen, „hinter deren Mauern sich angeblich der Schlüssel zur Lösung“
verberge. Tatsächlich gehen die Ermittler davon aus, dass die Tatwaffe in den Döner-
Morden zu einer Lieferung von 24 Pistolen desselben Typs gehörte, die 1993 von dem
tschechischen Hersteller an einen Schweizer Waffenimporteur verschickt wurde. Die
meisten Pistolen aus dieser Lieferung konnten die Beamten aufspüren und als Tatwaffe
ausschließen. Bis Frühjahr dieses Jahres waren acht Waffen noch nicht auffindbar.
Der Informant hatte also eine heiße Spur geliefert – und stellte dafür auch seine
Bedingungen. Mehmet soll laut „Spiegel“ 40 000 Euro und die Umwandlung seiner
drohenden zweijährigen Gefängnisstrafe in eine Bewährungsstrafe gefordert haben – der vorbestrafte Mann war mit einem gefälschten Führerschein Auto gefahren. Mit der
Belohnung seien die Ermittler einverstanden gewesen, die andere Forderung schlugen sie aus. Man könne höchstens Mehmets Mitarbeit dem Richter gegenüber loben. Die Ermittler wollten den Mann laut Bericht dazu überreden, die Waffe selbst zu holen, über die Grenze nach Deutschland zu bringen und sie an einem Rastplatz zu deponieren. Sollte er dabei bei zufälligen Kontrollen erwischt werden, wolle man „nur zum Schein“ gegen ihn ermitteln, heißt es in dem Bericht. Die Staatsanwaltschaft Nürnberg bestätigte dem „Spiegel“, dass es Verhandlungen mit dem V-Mann gegeben hatte, erklärte jedoch, eine Einflussnahme auf Gerichte komme nicht in Frage.
Dem Informant wurde der Fall offenbar zu heiß. Er beendete die Zusammenarbeit mit der Polizei. Und die Aufklärung der rätselhaften Döner-Morde rückt möglicherweise wieder in die Ferne.

Carina Lechner

Quelle: http://www.merkur-online.de/nachrichten/bayern-lby/doener-morde-informantangeblichuntergetaucht-1369653.html


Über was man so am Stammtisch erzählt