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Wissenschaftler bestätigen: Das Öl am Golf von Mexiko ist nicht verschwunden
Veröffentlicht von von F. William Engdahl in Umwelt • 25.08.2010
Zu voreilig hat Präsident Obama die Behauptung von BP unterstützt, der größte Öllache der Welt sei auf magische Weise verschwunden, seit das Bohrloch angeblich »verschlossen« wurde – denn bei neuen, unabhängig voneinander durchgeführten wissenschaftlichen Untersuchungen hat sich bestätigt, dass sich die riesige Menge Öl nicht einfach »auf natürlichem Wege« aufgelöst hat. Sie treibt vielmehr, an der Oberfläche nicht mehr sichtbar, etwa 1000 m unter der Meeresoberfläche. Sollte Obama etwa versuchen, BP vor Schadenersatzforderungen zu schützen?

Wissenschaftlern der Woods Hole Oceanographic Institution (WHOI) im US-Bundesstaat Massachusetts haben bei einer Untersuchung eine etwa 35 km lange, 200 m dicke Öl-Schwade nachgewiesen, die seit Monaten in etwa 1100 m Tiefe unter der Meeresoberfläche treibt1 – eine gewaltige Menge Öl.

Wie ein Bericht der amerikanischen Zeitschrift National Geographic bestätigt, sind die Schäden entgegen aller Beteuerungen nicht verschwunden. Wissenschaftler hatten sich zuversichtlich geäußert, dass »Öl abbauende Bakterien«, die wegen des natürlich aussickernden Öls ohnehin im Golf reichlich vorkommen, eines großen Teil des aus dem am 15. Juli verschlossenen Bohrloch unter der Plattform Deepwater Horizon ausgetretenen Öls zersetzen würden.

Doch jetzt haben die Wissenschaftler von Woods Hole mithilfe spezieller Forschungsschiffe die Existenz einer riesigen, tief im Meer treibenden Öl-Fahne bestätigt, die aus dem BP-Bohrloch im Golf von Mexiko stammt. Ein WHOI-Sprecher sagte, die Stabilität der Fahne sei »ein wenig unerwartet. Wir haben keine Hinweise darauf, warum sie sich in dieser Tiefe gebildet hat.«

Während einer zehntätigen Erkundungstour im Juni hat das WHOI neuartige Unterwasserroboter eingesetzt: eine »neue Generation« freischwimmender, ferngesteuerter Messgeräte, mit denen die Massen der Moleküle ermittelt wurde. In der Nähe der Austrittsstelle wurden an verschiedenen Stellen mehrere Tausend Proben genommen und spektrometrisch untersucht. In den meisten Proben fanden sich Kohlenwasserstoffe – Öl-Komponenten – mit einer Konzentration von 50 Mikrogramm pro Liter. Anhand der gewonnenen Daten konnten die Wissenschaftler Form und Umfang von zwei Öl-Schwaden berechnen: eine größere, tiefer liegende Fahne und eine diffusere, die in einer Tiefe von 50 bis 500 m treibt.

Der Experte für chemische Ozeanografie David Hollander von der University of South Florida (USF) bestätigt, dass sich der Ölteppich nicht aufgelöst hat, sondern nur unter die Wasseroberfläche gewandert ist. Holland glaubt, dass das von seinem Team tief am Meeresboden entdeckte Öl eine toxische Wirkung auf das Phytoplankton haben könnte. Das Phytoplankton sind winzige Pflanzen, die in der Tiefe des Ozeans leben und die Basis der Nahrungskette der Meerestiere bilden. Es wäre eine Naturkatastrophe mit unabsehbaren Folgen. Laut WHOI ist es noch zu früh, um Aussagen darüber zu machen, ob das Leben der Meereslebewesen bedroht ist.

Glücklicherweise hat die Studie auch ergeben, dass die Öl-Schwaden im Golf bislang nicht zu einem Sauerstoffentzug führen, was die Entstehung einer toten Zone zur Folge hätte – einem Meeresabschnitt, in dem es praktisch kein Leben mehr gibt –, so der Ozeanograf Ruoying He von der North Carolina State University.

Obamas Emissionsrechtehandel und BP
Weitgehend unbekannt ist die toxische Wirkung von Corexit und anderen chemischen Dispersionsmitteln, die BP und die US-Küstenwache bei dem Versuch eingesetzt haben, den Ölteppich aufzulösen. Derzeit geht man davon aus, dass die Öl-Fahne sich mit einer Geschwindigkeit von ca. 6,5 km pro Tag von der BP-Quelle entfernt. Solange BP die Wahrheit über das Geschehen verheimlichen kann, entstehen dem Unternehmen niedrigere Schadenersatzforderungen. Die Regierung Obama, die 2008 von BP mit großzügigen Wahlkampfspenden bedacht wurde, bemüht sich – bei aller öffentlich geäußerten Kritik – eindeutig nach Kräften, BP zu schützen.

BP zählt zu den größten finanziellen Unterstützern von Obamas Lieblingsprojekt dem »Cap and Trade Ansatz« genannten Handel mit CO2-Emissionsrechten, der Wall-Street-Banken wie Goldman Sachs, einem der Gründer und Miteigentümer der Terminbörse für den Emissionsrechtehandel in Chicago (Chicago Climate Exchange), neue milliardenschwere Profite in die Kassen spülen würde.2

Während seiner Dienstzeit als Senator von Illinois saß Obama im Vorstand der Joyce-Stiftung in Chicago, welche den Aufbau des Modells der Chicago Climate Exchange durch den Derivate-Experten und heutigen Sprecher der Börse, Richard Sanders, finanziell unterstützt hatte. Die Chicago Climate Exchange ist inzwischen im Besitz der Finanzfutures-Gruppe ICE in Atlanta/London, die ihrerseits im Besitz von Goldman Sachs, Morgan Stanley und der großen Wall-Street-Banken ist. Angeblich kann Obama darauf zählen, ein sehr wohlhabender »ehemaliger Präsident« zu werden, sofern er es schafft, den Widerstand gegen den Cap and Trade-Ansatz im US-Kongress zu brechen.

BP ist am Emissionsrechtehandel beteiligt, genauso wie Al Gore, Rockefellers Mann für die Verbreitung von Umweltlügen, der Kanadier Maurice Strong, die Joyce Foundation, Goldman Sachs und andere. Tatsächlich sieht es so aus: während Obama die BP-Ölkatastrophe am Golf dazu zu nutzen versucht, im Kongress Unterstützung für den umstrittenen Cap and Trade-Ansatz zu gewinnen, gehört BP zu denjenigen, die genau davon profitieren werden; die am Golf an den Tag gelegte Fahrlässigkeit könnte dabei der Schlüssel zum Erfolg sein. Es muss sich erst noch zeigen, ob es die US-Regierung tatsächlich schafft, alle Ölbohrungen im Golf von Mexiko zu stoppen.

Bislang haben Gerichte in den USA alle entsprechenden Vorstöße der Obama-Regierung gestoppt. Schon an der Reaktion des Pentagon auf das Erdbeben von Haiti, später an der ungeheuren Menge des an dem BP-Leck im Golf austretenden Öls und jüngst an der Entdeckung riesiger Ölfelder vor der kubanischen Küste war deutlich geworden, dass der gesamte Golf von Mexiko »allem Anschein nach«– wie es ein erfahrener Geophysiker ausdrückte – »ein neues Saudi-Arabien« ist, und das direkt vor der Haustür der USA.3 Wenn dies tatsächlich der Fall ist, dann wäre damit das Argument der »nationalen Sicherheit«, mit der die dauerhafte militärische Präsenz der USA im Nahen Osten gerechtfertigt wird, hinfällig, wovon man im Pentagon nichts wissen will.

Auch für die Ölgesellschaften, die Millionen für die Propagierung des Mythos vom »Oil Peak« ausgegeben haben, ist das alles andere als eine gute Nachricht.

Ich stelle gerade ein neues Buch fertig, in dem ich beschreibe, wie amerikanische und britische Ölgesellschaften Ölfunde manipuliert und verheimlich, den Zugang beschränkt und wissenschaftliche Ergebnisse gefälscht haben, ja so weit gegangen sind, Bürgerkriege, beispielsweise in Dafur oder im türkisch-irakischen Grenzgebiet sowie Aufstände der Polisario in Afrika zu fördern, immer mit dem Ziel, sicherzustellen, dass unerwünschtes Öl nicht von anderen ausgebeutet wird.

Die Welt schwimmt im Öl, und zwar in Öl, das NICHT aus Überresten von Dinosauriern oder Algen aus der Zeit vor 500 Millionen Jahren stammt, wie in amerikanischen Geologie-Lehrbüchern behauptet wird. Öl und Gas werden ständig tief im Erdinneren gebildet und vom Erdmantel aus nahe an die Oberfläche gedrückt, ein ähnlicher Prozess wie bei einem Vulkan. Wenn das erst einmal überall verstanden wird, dann gehören einhundert Jahre anglo-amerikanischer Vorherrschaft beim Öl, und damit auch der Status der USA als Supermacht, der Vergangenheit an. Kein Wunder also, dass Obama alles daran setzt, BP zu helfen.


Über was man so am Stammtisch erzählt